Christian Ullrich 24. Mai 2025

Zusammenfassung (Abstract)

Dieses Konzept zeigt auf, warum die Erstellung einer fundierten Leistungsbeschreibung für eine selbstbetriebene GenKI-Chatbot-Lösung essenziell ist, insbesondere für Organisationen mit hohen Anforderungen an Sicherheit, Souveränität und regulatorische Konformität. Es betont, dass nicht technologische Merkmale, sondern Anforderungen an Datenschutz, Markttransparenz und rechtliche Absicherung im Mittelpunkt stehen. Die selbstbetriebene Lösung bietet maximale Kontrolle, verlangt aber von Organisationen strategische Klarheit, organisatorische Reife und technische Kompetenz. Das Dokument verdeutlicht, dass eine präzise Leistungsbeschreibung entscheidend ist, um Fehlbeschaffungen, rechtliche Konflikte und operative Risiken zu vermeiden. Sie zwingt zur Zielschärfung, schützt vor überhöhten Erwartungen und bildet die Grundlage für einen strukturierten Beschaffungsprozess. GenKI selbst kann hierbei als Werkzeug zur Strukturierung und Textgenerierung der Leistungsbeschreibung dienen. Die Einführung eines GenKI-Chatbots ist kein reines Technikprojekt, sondern Ausdruck strategischer Verantwortung und kulturellen Wandels. Nur wer rechtzeitig, konsequent und methodisch handelt, kann diese Schlüsseltechnologie unter Wahrung der eigenen Handlungsfähigkeit wirksam und sicher einsetzen.

Inhaltsverzeichnis

Zielsetzung dieses Dokuments

Dieses Dokument vermittelt, warum die Anfertigung einer formalisierten Leistungsbeschreibung für eine selbstbetriebene GenKI-Chatbot-Lösung für bestimmte Organisationen nicht nur sinnvoll, sondern zwingend notwendig ist. Es adressiert die Besonderheiten, Herausforderungen und strategischen Anforderungen, die sich bei der Beschaffung solcher Lösungen stellen. Im Zentrum stehen dabei nicht technologische Funktionen, sondern Sicherheitsanforderungen, Marktbedingungen und regulatorische Vorgaben, vor allem im Kontext öffentlicher Organisationen.

Standardisierte GenKI-Lösungen aus der Public Cloud wie ChatGPT, Microsoft Copilot oder Google Gemini bieten bereits heute beachtliche Leistungsfähigkeit, kontinuierliche Weiterentwicklung und wirtschaftliche Skaleneffekte. Für die überwältigende Mehrheit der Organisationen stellen sie die bevorzugte Wahl dar. Sie sind stabil, wartungsarm und einfach in bestehende IT-Landschaften integrierbar. Dennoch bleiben diese Lösungen für besonders sicherheitssensible Bereiche, wie etwa Justiz, Gesundheitswesen oder staatliche Institutionen, unzureichend. Diese Organisationen benötigen volle Kontrolle über die eingesetzten Systeme, die gespeicherten Daten und die administrativen Prozesse. Genau hier kommt der selbstbetriebene GenKI-Chatbot ins Spiel, als Mittel zur Gewährleistung maximaler Daten- und Betriebshoheit.

Der Verzicht auf eine präzise Leistungsbeschreibung in diesem Kontext birgt erhebliche Risiken. Selbstbetriebene GenKI-Chatbots bewegen sich in einem stark zersplitterten, schwer durchschaubaren Markt mit begrenztem Anbieterangebot. Ohne systematische Markterkundung und klare Definition des Leistungsgegenstands läuft eine Organisation Gefahr, entweder eine ungeeignete Lösung oder die richtige Lösung zu schlechten Konditionen zu beschaffen. Zudem sind öffentliche Auftraggeber gesetzlich verpflichtet, eine Leistungsbeschreibung zu erstellen, deren Inhalte bestimmten formalen Anforderungen genügen müssen. Fehler oder Unschärfen führen zu Nachforderungen, rechtlichen Auseinandersetzungen oder gar zur Aufhebung des Verfahrens.

Die Erstellung einer Leistungsbeschreibung zwingt die Organisation zur präzisen Zieldefinition. Dies fördert nicht nur Transparenz, sondern schützt auch vor Fehlentscheidungen, interner Willkür und der allseits gefürchteten "eierlegenden Wollmilchsau mit Goldrand". Eine gute Leistungsbeschreibung ist kein Innovationshindernis, sondern ein Mittel zur Realisierung von Lösungen, die realistisch lieferbar sind. Gerade in der öffentlichen Verwaltung schützt sie vor Marktverzerrung und reduziert die Anfälligkeit für intransparente Vergabeprozesse.

Gleichzeitig eröffnet der Einsatz generativer KI selbst neue Potenziale: GenKI kann die Erstellung der Leistungsbeschreibung massiv beschleunigen und qualitativ verbessern. Sie hilft dabei, das geeignete Abstraktionsniveau zu treffen und die Struktur so aufzubauen, dass operative Klarheit und strategische Flexibilität miteinander in Einklang stehen. Damit bietet die Erstellung einer Leistungsbeschreibung für eine GenKI-Chatbot-Lösung auch eine gute Gelegenheit, die Stärken generativer KI im eigenen Arbeitsprozess erstmals produktiv einzusetzen.

Dieses Dokument soll keine bloße Orientierung bieten, sondern konkrete Handlungsfähigkeit schaffen. Es zielt darauf ab, Organisationen mit hohen Anforderungen an Sicherheit, Compliance und Souveränität dabei zu unterstützen, tragfähige Entscheidungen zu treffen und den Beschaffungsprozess strukturiert zu gestalten. Wer sich dieser Aufgabe konsequent stellt, gewinnt Klarheit, Verhandlungsmacht und strategischen Überblick, auch wenn dies Zeit kostet und auf den ersten Blick bürokratisch erscheinen mag.

Letztlich verändert eine starke Zieldefinition nicht nur den Beschaffungsprozess, sondern kann die gesamte Organisation professionalisieren. Zwar wird durch das Ausformulieren der Leistungsanforderungen kein Machtvakuum zwischen IT und Fachbereichen aufgehoben, doch entsteht ein gemeinsames Fundament. Dort, wo Klarheit herrscht, weicht Spekulation der Umsetzbarkeit - und das ist der entscheidende Unterschied zwischen einem erfolgreichen Projekt und einer weiteren gescheiterten IT-Initiative.

Bedeutung von GenKI-Chatbots für moderne Organisationen

Generative Künstliche Intelligenz (GenKI) verändert die Grundlagen der Arbeitswelt in rasantem Tempo. Sie ersetzt nicht einfach einzelne Werkzeuge oder Prozesse, sondern schafft ein völlig neues Paradigma. In vielen Bereichen hat sie bereits heute einen festen Platz im Arbeitsalltag gefunden. Besonders GenKI-Chatbots, auf Basis leistungsfähiger Large Language Models (LLMs), entfalten ihr Potenzial in der Beratung, Planung, Analyse und Kommunikation. Sie übernehmen Aufgaben, die traditionell menschlichen Beratern vorbehalten waren. Dabei geht es nicht um das bloße Kopieren bestehender Beratungsmethoden, sondern um eine tiefgreifende Reorganisation kognitiver Arbeit.

Wer einen GenKI-Chatbot in seine Organisation integriert, setzt ein sichtbares Zeichen. Es zeigt, dass die Organisation technologische Entwicklungen nicht nur beobachtet, sondern auch anwendet. Der Zeitpunkt der Einführung wird zum Indikator für technologische Reife. Während technologische Vorreiter bereits 2023 erste Systeme etabliert haben, bleiben andere weit zurück. Der Technology-Adoption-Lifecycle zieht sich über viele Jahre hinweg. Eine verpasste Einführung ist dabei mehr als ein Rückstand - sie kann zur strategischen Hypothek werden.

Die Nutzung von GenKI sagt viel über das Selbstverständnis einer Organisation aus. Sie signalisiert eine Offenheit gegenüber technologischer Transformation und die Bereitschaft, mit Unsicherheit und Wandel produktiv umzugehen. Zugleich ist sie auch Ausdruck einer Hoffnung: Die Hoffnung, nicht durch die GenKI-Revolution überflüssig gemacht zu werden. Wer diese Entwicklung ignoriert, riskiert seine Wettbewerbsfähigkeit. In wenigen Jahren wird GenKI in vielen Branchen zur Grundvoraussetzung für das Bestehen am Markt.

Heute generieren GenKI-Chatbots vor allem Texte und unterstützen bei Entscheidungen. Sie fungieren als intelligente Assistenten, die die Geschwindigkeit und Qualität von Wissensarbeit steigern. Damit leisten sie mehr als klassische Automatisierung, die auf strukturierte, repetitive Abläufe abzielt. Der nächste Schritt, KI-Agenten, die selbstständig Aufgaben steuern, steht kurz bevor. Schon jetzt ersetzen GenKI-Chatbots in vielen Kontexten klassische Werkzeuge, etwa bei der Erstellung von Management-Zusammenfassungen, E-Mail-Entwürfen oder Recherchearbeiten.

GenKI ermöglicht datengetriebene Selbstoptimierung auf individueller und organisatorischer Ebene. Mitarbeiter erhalten durch Chatbots Unterstützung bei der Entscheidungsfindung, der Selbstreflexion oder bei der Bearbeitung komplexer Fragestellungen. Viele Organisationen erleben bereits heute einen Schub an Effizienz und Qualität, allein durch die Verfügbarkeit dieser digitalen Assistenten. Diese Entwicklung beginnt erst und wird sich in den kommenden Jahren weiter beschleunigen.

Organisationen, die den Einsatz von GenKI verweigern oder verzögern, verlieren Kontrolle. Sie überlassen die Dynamik des Wandels externen Akteuren, ohne eigene Handlungsfähigkeit zu entwickeln. Ähnlich wie viele Institutionen das Internet verschlafen haben, laufen sie Gefahr, erneut den Anschluss zu verlieren. Der Verlust an Einfluss ist nicht nur wirtschaftlicher Natur. Auch auf kultureller, politischer und gesellschaftlicher Ebene verschieben sich die Machtverhältnisse zugunsten jener, die GenKI aktiv gestalten und einsetzen.